Die PAVK wird fast ausschließlich durch Arteriosklerose verursacht.
Der Begriff PAVK steht für die Abkürzung von Periphere Arterielle Verschluss Krankheit.
Der Begriff Arteriosklerose ist aus dem Altgriechischen abgeleitet und bedeutet übersetzt ‚Verhärtung der Arterie‘.
In der Umgangssprache ist auch „Gefäßverkalkung“ gebräuchlich. Tatsächlich können sich im Krankheitsverlauf der PAVK Verkalkungen in der Schlagader bilden, welche sogar in Röntgenaufnahmen sichtbar sind. Der genaue Entstehungsmechanismus ist nicht ganz geklärt und noch immer Gegenstand der Forschung. Am Beginn des Krankheitsverlaufs spielen Schädigungen an der inneren Zellauskleidung der Schlagader, dem sogenannten ‚Endothel‘, eine Rolle. In weiterer Folge wandern unter anderem sogenannte ‚Makrophagen‘ (Fresszellen) in die Gefäßwand ein, die Cholesterin (Blutfett) speichern, dann verfallen und schließlich absterben. Dies löst eine Entzündungsreaktion aus und setzt Reparaturmechanismen des Körpers in Gang. Infolgedessen wird die Blutgerinnungskaskade, ein stufenweiser Vorgang, aktiviert, es kommt zur lokalen Gerinnung von Blut und zur weiteren Einengung des Gefäßes. Verengungen der Beinschlagadern können zu Durchblutungsstörungen führen, welche auch den Verlust des Beines zur Folge haben können. Das Ziel der Behandlung ist es, die Durchblutung zu verbessern.
A) Risikofaktoren für die PAVK
Rauchen ist ein erheblicher Risikofaktor für die Entstehung der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit.
Es gibt nahezu keinen Patienten mit einer PAVK, der nicht raucht bzw. eine Vergangenheit als Raucher hat.
Auch Hypertonie (Bluthochdruck), Bewegungsmangel, Übergewicht, Vitamin-D3-Mangel und Hypercholesterinämie (zu hohe Blutfette) begünstigen die Entwicklung der PAVK.
B) Symptome der PAVK
Die Beschwerden der PAVK werden je nach Ausprägungsgrad in Stadien eingeteilt (‚Fontaine-Klassifikation‘).
Stadium I
In diesem Stadium bestehen in den Schlagadern Engstellen, welche durch Ultraschall oder CT (Computertomographie) nachgewiesen wurden. Allerdings bleiben diese Engstellen vom Patienten unbemerkt– das heißt, sie machen noch keine Beschwerden.
Stadium II
Hier treten Wadenkrämpfe beim Gehen auf. Dieses Beschwerdebild wird gemeinhin auch als „Schaufensterkrankheit“ bezeichnet. Der Grad der Beschwerden sowie entsprechende therapeutische Maßnahmen werden medizinisch anhand eines Gehstreckentests mit einer 200m-Marke festgestellt.
In der Regel werden Engstellen bei einer schmerzfreien Gehstrecke von mehr als 200m durch Lebensstiländerung und Medikamente behandelt. Wird die schmerzfreie Gehstrecke kürzer als 200m, ist die konservative Therapie ausgereizt, und es muss– je nach Befund– eine invasive Behandlung, eine Operation oder endovaskuläre Behandlung (siehe unten) durchgeführt werden.
Stadium III
Charakteristisch für dieses Stadium sind Ruheschmerzen . Diese treten typischerweise nachts im Liegen auf. Ursache der Ruheschmerzen sind ausgeprägte Gefäßverengungen, die mehrere Etagen des Gefäßsystems betreffen. Oftmals lässt sich der Ruheschmerz nur noch durch eine aufwändige Operation behandeln.
Ab dem Stadium des Ruheschmerzes liegt eine kritische Durchblutungsstörung vor, die prinzipiell mit der Gefahr eines Verlustes der Gliedmaßen einhergeht.
Stadium IV
Hier liegt bereits ein Gewebeverlust im Bereich der Fußsohle vor– entweder durch eine nicht heilende, sich verschlechternde Wunde (z.B. nach einer Pediküre) oder durch ein Ulcus (durch einen Hautdefekt, der bis zum Knochen vordringen kann). Ohne Therapie geht immer mehr Gewebe zugrunde. Das kaputte Gewebe kann sich infizieren und eine Gangrän verursachen. Dieses Stadium der Durchblutungsstörung tritt vor allem bei Personen mit langjährigen Zigarettenkonsum auf und wird daher auch als „Raucherbein“ bezeichnet. Die zunächst lokale (örtlich begrenzte) Infektion kann sich im gesamten Körper im Sinne einer Blutvergiftung (Sepsis) ausbreiten. Es muss in diesem Fall unverzüglich mit der Therapie begonnen werden.
Dabei sind alle bestehenden Behandlungsmöglichkeiten (Chirurgie, endovaskuläre Therapie, durchblutungsfördernde Infusionen sowie antibiotische Therapie) auszuschöpfen.
PAVK bei Diabetikern
Patienten mit Diabetes sind bei einer PAVK besonders gefährdet.
Sie haben oftmals bereits eine Schädigung der sensiblen Nerven durch den langjährig erhöhten Blutzucker erlitten. Daher spüren sie keine Druckstellen an den Füßen, die durch zu enges Schuhwerk verursacht werden. Außerdem schädigt ein schlecht eingestellter Diabetes die mikroskopisch kleinen Blutgefäße (Arteriolosklerose). Die Durchblutungssituation ist kritisch schlecht.
Die Behandlung von Diabetikern mit PAVK ist aufwändig und erfordert sowohl vom Patienten als auch vom behandelnden Arzt viel Geduld und Ausdauer.
C) Diagnose der PAVK
Krämpfe und Schmerzen beim Gehen sind ein Symptom der PAVK: Claudicatio intermittens– vorübergehendes Hinken. Anhand des Pulsstatus– des Fühlens der Pulse– kann der Bereich der Gefäßverengung bereits eingegrenzt werden. Des Weiteren können Messungen der Durchblutung mittels Ultraschall weitere Hinweise auf die Lokalisation geben. Für die Planung einer Operation bzw. eines Eingriffes ist eine Bildgebung mittels kontrastmittelverstärkter Computertomographie (CT-Angiographie) oder einer Magnetresonanztomographie (MRT-Angiographie) notwendig.
D) Invasive Behandlung der PAVK
Engstellen der Arterien können meist durch eine Ballondilatation mit Stentimplantation behandelt werden.
Eine Ballondilatation ist eine operative Maßnahme, bei der über eine Kanüle ein Katheter in die Schlagader eingeführt wird, der einen aufblasbaren Ballon trägt. Der Ballon kann mit hohem Druck aufgeblasen werden und so ein verengtes Gefäß erweitern. Meist wird zur Sicherung des Ergebnisses ein speziell ausgestaltetes Maschendrahtgitter (Stent) eingebracht, welches das Gefäß offen halten soll.Längere Verschlüsse werden mit einem Bypass (Umgehungskreislauf) überbrückt. Als Bypassmaterial kommt die Vena saphena magna (große Rosenvene, welche unter der Haut an der Beininnenseite verläuft) oder kommen Gefäßprothesen aus Kunststoff in Frage. In einigen Fällen wird die Vena saphena parva (kleine Rosenvene, die unter der Haut der Unterschenkelhinterseite verläuft) als Bypassmaterial herangezogen. In seltenen Fällen werden sogar Venen des Armes (Vena cephalica oder Vena basilica) verwendet.Engstellen oder kurze Verschlüsse in den Leistenschlagadern werden mit einer Ausschälplastik behandelt. Dabei wird die Plaque (Ablagerung im Gefäß) mit einem speziellen Instrument (Spatel) ausgeschält und der Einschnitt am Gefäß (Incision) durch einen Flicken (Patch) erweitert. Auch hier kann für den einzunähenden Patch eine Vene, Kunststoff oder Rinderpericard (abgeändertes Herzbeutelgewebe aus dem Rind) verwendet werden.
E) Nachsorge
Auch bei der Nachsorge geht es darum, die Risikofaktoren der Arteriosklerose zu verringern, um allfällige Engstellen an anderen Körperschlagadern zu behandeln. Es sollte halbjährlich eine klinische Verlaufskontrolle der Schlagadern durch eine Krankenuntersuchung (nach Bedarf durch Ultraschall) sowie eine Kontrolle der Blutfette und des Vitamin-D3-Spiegels durchgeführt werden. Des Weiteren darf kein Nikotin konsumiert werden.